
Autobahnkirche Andeer – Val Schons © Stiftung Autobahnkirche Andeer – Val Schons
31 juillet 2025
Martin Cantieni | D'un point vue personnel
Autobahnkapelle Andeer - Val Schons
Die Stiftung «Autobahnkirche Andeer – Val Schons» hat sich zum Ziel gesetzt, an der zweitwichtigsten Alpentransversale A13 bei Andeer in der Val Schons die erste Autobahnkapelle der Schweiz zu errichten. Diese soll ein Ort werden, der Weltarchitektur, Glauben und Kulturgeschichte sanft vereint und allen Menschen offensteht. Sie soll dazu einladen, in der einzigartigen Landschaft der Val Schons einen Moment innezuhalten und soll Reisenden einen aussergewöhnlichen Ort der Rast, der Ruhe und des Gebets anbieten.

Mockup mit Blick auf Andeer. Im Vordergrund ist das Mockup der Autobahnkirche ersichtlich. Im Hintergrund bildet sich das Dorf Andeer in der wunderschönen Val Schons ab. © Stiftung Autobahnkirche Andeer – Val Schons
Die Val Schons (Schamsertal) mit dem Dorf Andeer als Zentrum, geniesst eine lange Tradition als Alpentransit- und Säumer-Station. Sie wird von den beiden tosenden und zur Säumerzeit gefürchteten Schluchten Viamala und Roffla eingegrenzt. Durch ihre Lage und Kirchentradition mit zahlreichen alten Kirchen drängt sich die Val Schons als Standort für die erste Autobahnkapelle der Schweiz geradezu auf.
Jedes Jahr passieren rund fünf Millionen Reisende die Val Schons – und verpassen ab der hohen Reisegeschwindigkeit ihre Schönheit. Wo früher Zeit zum Staunen, Spüren und Erfahren gegeben war, wird heute auf der Überholspur vorbeigeprescht – die Schnellstrasse als Sinnbild einer Generation. Dabei ist Innehalten ein Urbedürfnis.
Für dieses Leuchtturmprojekt konnten die Basler Architekten von Herzog & de Meuron gewonnen werden. Herzog & de Meuron suchten und fanden mit dem Vorprojekt eine Architektursprache, welche die sinnliche Wahrnehmung des Menschen schärft – und zwar in Bezug auf den Ort, die Natur und auf sich selbst. Eine Architektur, die fokussiert auf das Archaische: den Hall der Schritte, den eigenen Atem, die umgebende Stille. Eine Architektur, welche die Wogen des äusseren und des inneren Lärms zu glätten vermag. Jedoch nicht durch eine einzige Pforte, die Innen und Aussen akustisch und räumlich trennt, sondern durch eine räumliche Sequenz, eine Abfolge von Raumkammern ganz unterschiedlicher Ausprägung – wie beim menschlichen Ohr – jedoch ohne anthropomorphe Analogie.

Blick zum Himmel. Die Besuchenden befinden sich als erstes im oberirdischen Teil zwischen fragilen, aneinander gelehnten Wänden, die den Blick auf den Himmel freigeben. Jede Wand lehnt und stützt zugleich. © Herzog & de Meuron

Trichterförmiger Erdraum. Über eine breite, schneckenförmig gewundene Treppe gelangen die Besuchenden in einen trichterförmigen Erdraum, konzipiert als eine Sequenz von zwei kleinen Kapellen: eine erste zum Lesen, mit Tageslicht, das gleichmässig von oben in den runden Raum eindringt. Eine zweite, mit Kerze, matt spiegelnder Wandfläche und einem gerichteten einzelnen Oberlicht. © Herzog & de Meuron

Durch das Ohr sehen. Der Ausgang öffnet sich in einem höhlenartigen Oval und erinnert dabei an die frühchristliche und heidnische Kultstätte, die Archäologen in der Nachbargemeinde Zillis entdeckten. Die raumhohe, rot eingefärbte Glasscheibe vor dem Ausgang intensiviert das Grün der Wiesen und Wälder dahinter. © Herzog & de Meuron
Die Finanzierung soll weitestgehend auf privater Basis erfolgen über Spenden von natürlichen Personen, Stiftungen, Landeskirchen und Unternehmen. Der Zeitplan hängt insbesondere vom Fortschritt des Fundraisings und des Planungs- und Baubewilligungsverfahren ab. Die Projektierung ist bereits weit fortgeschritten. Gemäss Erfahrungswerten von Projekten von ähnlicher Dimension muss bis zur Umsetzung des Vorhabens mit ein bis zwei Jahren gerechnet werden.
Die IG «Autobahnkirche Andeer – Val Schons» als operatives Organ der gleichnamigen Stiftung ist sehr motiviert, dieses einzigartige und einmalige Projekt mit vollem Elan voranzutreiben.

Visualisierung der Autobahnkapelle Andeer – Val Schons. © Herzog & de Meuron
Martin Cantieni
Martin Cantieni, lic. iur. HSG, RA, ist Vizepräsident des Stiftungsrates der Stiftung Autobahnkirche Andeer – Val Schons. Er war viele Jahre in der Versicherungswirtschaft tätig. Seit seiner Rückkehr in sein Heimatdorf Andeer engagiert er sich für diverse gemeinnützige Projekte in der Region. autobahnkirche.ch
